Beutel, Tüten und Säcke gibt es in den unterschiedlichsten Größen, Ausführungen und Materialien. Sie sind im alltäglichen Leben unverzichtbar: zum Verpacken von Food- und Non-Food-Produkten, zur Entsorgung von Müll und in vielen anderen Bereichen. Ausschlaggebend sind die Materialeigenschaften, die zum jeweiligen Verwendungszweck passen sollten. Wir haben uns an die praktischen Helfer gewöhnt – doch wie steht es um ihre Umweltfreundlichkeit?
Flexible Beutelverpackung – was versteht man darunter?
Laut Definition handelt es sich bei Beutelverpackungen um flexible Verpackungen aus verschiedenen Materialien, die keine Tragevorrichtung haben. Umgangssprachlich werden diese als Tüte bezeichnet. Die Vielfalt der Ausführungen ist enorm, eine Klassifizierung lässt sich nach verschiedenen Kriterien vornehmen:
- bestimmungsgemäßer Inhalt
- Funktion
- Werkstoffeigenschaften
- Beutelform
- Verschluss
- Optik am Point of Sale (PoS)
Zur Betrachtung ihres Nachhaltigkeitsaspekts schauen wir uns einmal die für die Herstellung verwendeten Werkstoffe und ihre Eigenschaften an. Hier ist die Bandbreite ebenfalls enorm:
Folienbeutel:
- Polyesterbeutel – temperaturbeständig und aromadicht
- Polyethylenbeutel – schützen vor Wasserdampf und Säure, schweiß- und siegelfähig
- Polypropylenbeutel – transparent, siegelfähig, dimensionsstabil.
- Zellglasbeutel (Zellophan) – bewährt, biologisch abbaubar und recyclingfähig
- Verbundbeutel – Papier- und Kunststoffschicht, weder licht- noch sauerstoffdurchlässig, besonders aromadicht
Papierbeutel:
- Kraftpapierbeutel – strapazierfähig, lebensmittelecht, recyclingfähig und kompostierbar
- Natronpapierbeutel (Pergamentersatz) – Kraftpapier aus Sulfat-Zellstoff, für fettige Lebensmittel geeignet
Die meisten der genannten flexiblen Beutelverpackungen kennst du sicherlich als Flach- oder Bodenbeutel: Während Flachbeutel gar keinen Boden besitzen, dafür eine Seiten- oder Bodenfalte zur Vergrößerung des Fassungsvermögens aufweisen können, sind Bodenbeutel im gefüllten Zustand standfest. Auch hier gibt es viele Details zu beachten, die uns bei der Untersuchung der Umweltverträglichkeit jedoch nicht berühren.
Fakt ist: Flexible Beutelverpackungen sind unkompliziert, da sie aus wenig Material bestehen. Doch genau darauf kommt es eben an.
In unserem Blog findest du noch mehr Informationen zu nachhaltigen Verpackungen! Nachhaltige Kunststoffe setzen wir beispielsweise bei unseren Beutelverpackungen ein. |
Zunehmend kritische Verbraucherhaltung – was bietet die Industrie?
Die vielen kleinen „Plastikbeutel“, die wir im täglichen Leben nutzen, werden zunehmend kritisch betrachtet. Angesichts des wachsenden Müllproblems ist das auch nachvollziehbar. Die Frage ist nur, ob die Einführung neuer Gesetze wie beispielsweise die Verpflichtung, Mehrwegverpackungen für To-Go-Speisen und -Getränke einzuführen, wirklich zielführend ist.
Ziel sollte eine echte Kreislaufwirtschaft sein. Das würde wiederum die Verpackungsmittelhersteller in die Pflicht nehmen, recyclingfähige Artikel anzubieten und bei ihrer Herstellung Rezyklate (Kunststoffe, die bereits einmal entsorgt und zur Herstellung neuer Produkte verwendet wurden) einzusetzen.
Einige Ansätze sehen jedoch vielversprechend aus: Statt des herkömmlichen und schwer wiederaufzubereitenden Materialmix aus Polyethylenterephthalat (PET) und Polyethylen (PE) lassen sich Beutelverpackungen beispielsweise auch aus Polyethylen oder Polypropylen (PP) produzieren. Auf der anderen Seite ließen sich ebenso Hochbarrierefolien wiederaufbereiten, sofern die Barriere aus wasserlöslichem Polymer besteht. Diese Folienschichten sorgen dafür, dass die Folien zur Verpackung von Lebensmitteln eingesetzt werden können. Sie reduzieren die Durchlässigkeit von UV-Strahlen und Sauerstoff, sodass Lebensmittel länger haltbar und ihre Aromen sowie Aussehen geschützt sind.
Das Besondere an einer wasserlöslichen Polymerbarriere: Nach Gebrauch lässt sich die Folie zerkleinern und gründlich waschen. Dadurch löst sich die Barriereschicht auf, die Polyethylen-Flakes schwimmen und das Polyamid (PA) sinkt zu Boden. Die so separierten Sorten lassen sich nun recyceln.
Kompostierbare flexible Beutelverpackung aus Kunststoff – eine Sackgasse?
Das Thema kompostierbare Kunststoffe, wie es auf einigen flexiblen Beutelverpackungen versprochen wird, gerät immer mehr zum Streitpunkt. Die aktuelle Studienlage zeigt die Widersprüche auf: Es gibt keine Garantie, dass sich alle als heimkompostierbar deklarierten Kunststoffe wirklich vollständig zersetzen.
Kaufst du diese vermeintlich umweltfreundliche Alternative und gibst sie in den Kompost, gelangt Plastik in den Boden – zu diesem Schluss kam ein wissenschaftliches Team vom Londoner University College im Rahmen einer großen Untersuchung mit britischen Verbrauchern. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Viele der untersuchten Kunststoffverpackungen sind entweder missverständlich oder unzureichend gekennzeichnet, sodass sie letztendlich fehlerhaft entsorgt werden.
Das Ergebnis der Erhebung ist deutlich – nicht ohne Grund wird Plastikverschmutzung als eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit eingeschätzt: Bislang werden global nur rund 9 Prozent der Kunststoffe recycelt, 50 Prozent landen direkt als Müll auf Deponien, 22 Prozent gelangen unkontrolliert in die Natur und 19 Prozent werden verbrannt. Sogenannte Biokunststoffe machen nur etwa 1 Prozent des Gesamtaufkommens aus.
Dabei klingt die Idee kompostierbarer Kunststoffe zunächst aussichtsreich: Kunststoffe, die sie sich im Zuge des Kompostierens in ihre natürlichen Bestandteile zersetzen und keine sichtbaren oder giftigen Rückstände hinterlassen. Das könnte die Lösung des enormen Problems sein, insbesondere bei kleinen oder stark verschmutzten Kunststoffabfällen, die sich in der Regel nicht recyceln lassen.
Die Studie: Zwei Jahre, tausende Teilnehmer und wichtige Experimente
Inzwischen gibt es Kunststoffe, die als biologisch abbaubar eingestuft werden können – allerdings nur in speziellen industriellen Anlagen. Im Fokus der britischen Studie standen jedoch die flexiblen Beutelverpackungen, die sich laut Herstellerinformationen im heimischen Kompost ebenso wie andere Abfälle zügig und rückstandslos zersetzen sollen. „Das große Kompostexperiment“ war dabei auf zwei Jahre angelegt, in denen die Wissenschaftler zunächst Daten sammelten:
1. Online-Umfrage
Rund 9.700 Studienteilnehmer wurden zu ihrer Meinung und ihrem Verhalten in Bezug auf kompostierbare Kunststoffe befragt:
- 85 Prozent wollten Produkte kaufen, die in einer als kompostierbar oder biologisch abbaubar gekennzeichneten Verpackung angeboten werden.
- 84 Prozent wollten ihre Abfälle auch zu Hause kompostieren.
2. Selbstversuch
1.648 Teilnehmer waren anschließend dazu bereit, einen Versuch mit kompostierbaren Kunststoffen bei sich zu Hause zu starten. Dafür wurden ihnen 50 Fotos mit Verpackungsmaterialien zur Verfügung gestellt – mit folgendem Ergebnis:
- Die Teilnehmer hatten Schwierigkeiten, die Kennzeichnungen zu verstehen und richtig zu identifizieren.
- Das lag insbesondere daran, dass 46 Prozent der Verpackungen gar nicht als heimkompostierbar gekennzeichnet waren.
- 14 Prozent der Kennzeichnungen bezogen sich auf industrielle Kompostierbarkeit.
Bereits an dieser Stelle wird der Handlungsbedarf deutlich, denn biologisch abbaubarer Kunststoff kann nur dann seine Wirkung entfalten, wenn hier Klarheit geschaffen wird.
Kompostierergebnis
Noch bedenklicher ist jedoch, dass sich der als heimkompostierbar ausgewiesene Kunststoff keineswegs wie angepriesen zersetzt: 60 Prozent der entsorgten Kunststoffe wurden nicht richtig abgebaut.
Im Rahmen der Studienbedingungen in Großbritannien – bei der Entsorgung in privaten Haushalten und dem Gartenkompost – gelangten Plastikteilchen in die Erde. Die Verunreinigung lässt sich damit nicht aufhalten.
Der logische Schluss: Die unkontrollierte Kompostierung von biologisch abbaubaren Kunststoffen ist nach wie vor ineffizient – nur die industrielle Alternative, die kontrollierte biotechnologische Bedingungen bietet, kann hier zum gewünschten Ergebnis führen.
Biologisch abbaubare Kunststoffe vor dem Aus?
Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, dass der Nutzen vermeintlich biologisch abbaubarer Kunststoffe zunehmend bezweifelt wird. Das Umweltbundesamt (UBA) ist sogar der Meinung, dass Verpackungen aus diesem Kunststoff im Vergleich zu biobasiertem oder konventionell hergestelltem Kunststoff keinerlei Vorteile bringen.
Dementsprechend kann es nur zwei sinnvolle Alternativen geben: die mehrfache Nutzung und das Recycling, sofern das Material dazu geeignet ist. Selbst für Einwegprodukte, die als biologisch abbaubar eingestuft werden, fällt das Urteil negativ aus. Der Grund: Sie erzeugen zunächst einmal viel Müll, der sich mit Mehrwegprodukten vermeiden lässt.
Daraus folgt wiederum, dass biologisch abbaubare Kunststoffe nicht in der Biotonne entsorgt werden dürfen. Sie gehören ebenso in die Wertstofftonne wie andere Verpackungsmaterialien. Das trifft selbst auf Sammelbeutel für Bioabfälle zu: Ohne entsprechende Zertifizierung nach EN 13432 oder EN 14995 und ohne Genehmigung deines örtlichen Entsorgungsdienstes für die Verwendung im Biomüll dürfen diese flexiblen Verpackungsbeutel nicht auf diesem Wege entsorgt werden.
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Ausweg Recycling? Dann bitte mit einheitlichen Regeln!
Entfällt die Option des Kompostierens für Kunststoff- und dafür ungeeignete Papierbeutel, dann brauchen wir andere Wege zur Entsorgung. Recycling als Teil einer echten Kreislaufwirtschaft wäre wohl die beste Variante. Hier gibt es allerdings länderspezifische Standards, die einem globalen Ansatz derzeit im Wege stehen: Insbesondere bei flexiblen Beutelverpackungen aus Verbundmaterial, das vor allem im Lebensmittelbereich verwendet wird, geht Deutschland einen Sonderweg.
- Deutschland: Es dürfen nur 5 Prozent des Verpackungsmaterials Kunststoff sein, 95 Prozent Papier.
- Österreich: Hier beträgt der für das Recycling maßgebliche Anteil maximal 20 Prozent Kunststoff, 80 Prozent Papier.
- Italien: 30 Prozent Kunststoff erlaubt und 70 Prozent Papier.
Die Prozentangaben beziehen sich dabei auf das Materialgewicht.
Allerdings bedürfen diese flexiblen Verpackungsbeutel einer Kunststoffschicht, damit sie im Lebensmittelbereich eingesetzt werden dürfen – nur so lassen sich die Anforderungen erfüllen, dass keine Fremdstoffe, Wasser oder UV-Licht eindringen kann.
Die Beutel von Palamo weisen eine zusätzliche Besonderheit auf: Der Druck wird auf der Innenseite der Folie, die anschließend auf die Papierbahn aufgebracht wird, realisiert. So wird auch die Tinte optimal eingeschlossen und kann keine Verunreinigung verursachen. Gleichzeitig ist der Aufdruck gut geschützt.
Fazit: Flexible Verpackungstüten und Umweltschutz – die Quadratur des Kreises
Tüten, die vollständig aus Papier hergestellt und als Altpapier entsorgt werden, weisen nicht die gewünschten Eigenschaften auf – sie lassen Fett ebenso durch wie Feuchtigkeit und dürfen nur in Ausnahmefällen direkt mit Lebensmitteln in Verbindung kommen.
Kunststofftüten hingegen erweisen sich zwar als funktional, jedoch auch widerstandsfähiger, als die Hersteller vorgeben. Das große Missverständnis um die biologische Abbaubarkeit oder Kompostierbarkeit zeigt sich insbesondere anhand der bunten Tüten, die mit Hundekot gefüllt im Wald herumliegen: Die Hinterlassenschaften der Hunde werden sauber verpackt und auf den Waldboden gelegt. Abgesehen von dem unschönen Bild, das es ergibt, gelangt einerseits Kunststoff in den Boden, andererseits werden natürliche Zersetzungsprozesse des Inhaltes aufgehalten.
Daraus können wir schließen, dass es noch viel zu tun gibt, um flexible Beutelverpackungen wirklich umweltfreundlich zu machen. In vielen Fällen hat das jedoch gar nichts mit dem Material selbst zu tun: Auf der einen Seite sollten die Recyclingprozesse, -regeln und -informationen in den EU-Ländern vereinheitlicht werden, um hier mehr Klarheit und stringentere Abläufe zu schaffen. Andererseits braucht es Lösungen zur Optimierung der Entsorgung von recyclingfähigen Materialien.
Die Verpflichtung zu Mehrweglösungen kann nur ein Teilschritt sein, solange es kein einheitliches Rücknahmesystem gibt. Was ist ab 2023 zu erwarten? Verbraucher werden für viele der Mehrwegbehälter einen Aufpreis bezahlen und sie in den Müll werfen, weil die Rückgabe nicht organisiert ist – schade.